Kirche "Zur Ehre Gottes", Bernsbach

Im Zuge der Besiedlung des Erzgebirges im 12. und 13. Jahrhundert war es im Jahre 1238 zur Gründung der Ortschaft Bernsbach gekommen. Bis zur Reformation unterstand Bernsbach - als Teil der Gemeinde Beierfeld – dem Kloster Grünhain. Danach wurde es von Beierfeld selbst verwaltet.

Durch Daniel Höfer, der 1670 Dorfrichter von Bernsbach wurde, verstärkten und konkretisierten sich die Bemühungen der Bernsbacher um den Bau einer eigenen Kirche und damit um Loslösung von Beierfeld. Im Jahre 1679 wurde vom „Sächsischen Oberkonsistorium” der Bau einer eigenen Kirche für Bernsbach bewilligt. Bereits 1678 war ein Grundstück erworben worden, so dass schon im Herbst 1679 mit dem Bau begonnen werden konnte.  

Trotz der Pest im Jahre1680 wurde der achteckige Zentralbau bis September 1681 fertig (ähnlich Carlsfeld 1691). Am Sonntag vor Michaelis war Kirchweihe.

Der Kanzelaltar (s.Altar) stammt aus der Werkstatt Pezold aus Schneeberg und ist zwischen 1650 und 1670 entstanden.

Die Herkunft des Kruzifix in der Mitte des Schiffes ist unbekannt. Es befindet sich aber ebenfalls von Anfang an in der Kirche. Um diesen gekreuzigten Christus versammelt sich die Gemeinde. Dies ist die eine Seite.

 



Die andere: Sie hat dabei den auferstandenen, den triumphierenden Christus im Blick.
Über der Kanzel - dem offenen Grab - steht Christus als Herrscher der Welt.

 

 

Diese Darstellung der für den christlichen Glauben wesentlichsten Ereignisse aus dem Leben Jesu wird ergänzt durch die Bilder an der Empore, die bei der letzten Innenrestaurierung im Jahr 1962 freigelegt wurden, aber aus der Zeit des Kirchenbaus stammen. Sie symbolisieren gleichsam den Spannungsbogen zwischen dem leidenden und dem herrschenden, aber doch immer demselben Christus.

 

Die erste Orgel stiftete Abraham Brückner. Sie wurde 1807 durch Blitzschlag zerstört. Schon 1809 bekam die Kirche eine neue Orgel - gebaut von dem Adorfer Orgelbaumeister Trampeli, dessen Prospekt bis heute erhalten blieb. Im Jahre 1909 wurde diese Orgel durch die Dresdner Firma Jahn umgebaut (pneumatisches System, 2. Manual). Da eine Restaurierung des altersschwachen Instruments nicht in Frage kam, wurde am 2. Advent 1999 wieder Orgelweihe gefeiert. Ein neues Instrument der Firma G. Wünning spielt seitdem mit 18 Registern und 1330 Pfeifen zum Lobe Gottes.

 

Von den ursprünglich vorhandenen Bronzeglocken existiert nur noch die kleinste, die als Taufglocke verwendet wird. Drei Eisenhartguss-Glocken wurden 1949 in Dienst genommen. Diese beschwerten, da sie mitten ins Gebälk gehängt wurden, die Dachkonstruktion so sehr, dass ein neues Geläut in Auftrag gegeben werden musste. Am 07. 07. 2006 wurde die erste der 4 neuen Glocken gegossen, die kleinste mit dem Namen „Barmherzigkeit“. Am 10. 07. wurden die Eisenhartgussglocken aus dem Dach gehoben und fanden nach farblicher Behandlung auf dem Dorfplatz eine würdige Ruhestätte. Bevor der neue Dachstuhl eingebaut werden konnte, waren umfangreiche Arbeiten am Gebälk nötig.

Die Uhr wurde restauriert, das Zifferblatt erneuert  und die alten römischen Zahlen wieder aufgebracht.

 

Am 9. 9. 2006 feierten wir das große Fest der Einholung der Glocken. Das ganze Dorf hatte sich begeistern lassen und feierte mit. Zum 325-jährigen Kirchweihjubiläum 2006 wurden die neuen Bronzeglocken geweiht.

Zuverlässig rufen sie die Botschaft von Hoffnung, Glaube, Liebe und Barmherzigkeit zur Freude vieler in unseren Ort hinein und das rekonstruierte Schlagwerk erinnert uns daran, dass alle Zeit in Gottes Händen steht. Ihm sei Ehre in Ewigkeit.

 

Ihre heutige Gestalt mit dem Eingangsgebäude und der 2. Empore erhielt die Kirche im Jahre 1881. 1995-1997 konnten das morsche Gebälk, die 2. Hälfte des Daches und die Fassade erneuert werden.

Wir erhalten unsere Kirche als Ort der Anbetung und als Heimat für Menschen, die Trost und Hoffnung suchen und Gott die Ehre geben wollen.

Altar der Bernsbacher Kirche

Unser Altar ist  nicht nur wegen der Schnitzkunst und der räumlichen Wirkung des Reliefs (das eigentlich nur ca. 14 cm tief ist) etwas Besonderes, sondern vor allem wegen seiner Aussagekraft.

Der Vorhang ist aufgezogen. Seit dem Mittelalter gibt es solche besonderen Bilder, wo uns Maler oder wie hier Holzbildhauer und Schnitzer Einblick gewähren in eine unseren Augen sonst verwehrte Welt. Eigentlich ist es ein Geheimnis, was da geschieht. Aber der Vorhang ist aufgezogen. Komm und sieh! Ja, noch mehr: Komm und stärke dich. Du bist eingeladen. Schau hin! Da vorn in der Mitte am Tisch ist ein Platz frei.

Jesus ist die Mitte. Er ist der Gastgeber. Alles ist gut vorbereitet. Die Jünger sitzen um den Tisch.
Johannes ganz nah bei Jesus.  Brot ist da – genug. Auch das Lamm ist bereitet. Der Wein steht daneben.
Judas schaut noch recht unschuldig aus der Gruppe heraus. Aber der Geldbeutel mit den 30 Silberlingen, die er dafür bekam, dass er Jesus verriet, hängt schon an seinem Gürtel.
Vorn am Tisch sitzt Petrus, der kann es immer noch nicht fassen. Der Abend begann schon geheimnisvoll. Die Kanne und die Seife (oder Salbe) in den Händen des Petrus erzählen davon: Jesus band sich einen Lendenschurz um - wie ein Haussklave, kniete sich nieder und wusch seinen Jüngern die Füße.
Bevor Jesus nun das Brot teilte sagte er: „Einer von euch wird mich verraten.“ Einer von uns? Das kann nicht sein! Du etwa oder ich? Einige scheinen immer noch darüber zu diskutieren.
In dieser gespannten Situation bereitete Jesus seine Jünger auf das größte Zeichen seiner Liebe vor. 

Er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab es seinen Jüngern und sprach:
Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Dies tut zu meinem Gedächtnis.
Und dann nahm er den Kelch und sprach:
Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung deiner Sünden.
Das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.

Schaut in die teils besorgten, teils ungläubigen Gesichter der Jünger.  Was geschieht hier?
Jesus sieht weiter, sieht auf das Licht, und letztlich auch auf uns, die wir uns vor dem Altar versammeln.
So wie die leuchtenden Kerzen und so nah und gewiss wie Brot und Wein da auf dem Altar stehen, so nah und gewiss ist Christus mit seiner Liebe mitten unter uns.
Der aufgezogene Vorhang lässt uns nicht nur zurückschauen auf Jesus und seine Jünger am Abend vor der Kreuzigung. Das Altarbild ist auch eine Einladung für uns heute: „Komm, iss, stärke dich!“
Und es ist darüber hinaus eine Szene, die uns einen Blick in die Zukunft werfen lässt. Deshalb hat das Vorhangbild auch einen so kunstvollen Rahmen.
Es ist ein „Paradiesaltar“. Von Engeln umgeben ist das Bild. Auch die Säulen mit den Ranken, die Früchte und die anderen Ornamente sind Lebenssymbole.


Über der Kanzel, die wie ein geöffnetes Grab erscheint, steht der Auferstandene.
Und auch die Palmzweige als Friedenssymbol, weisen wieder auf das Paradies hin.
Die neue Welt, die vollkommene Liebe Jesu Christi strahlt in unsere unvollkommene Welt hinein, wenn wir miteinander Abendmahl feiern.
Der Vorhang ist aufgezogen. Manches bleibt uns noch ein Geheimnis. Im Hintergrund ist noch ein Vorhang – das Geschehen geht weiter. Aber wir dürfen schon jetzt Anteil daran haben und sind eingeladen an den ganz besonderen Ort des Friedens, der Vergebung, des Lebens und der Liebe – an den Tisch unseres Herrn.

Der ganze Kanzelaltar ist eine Einladung (nicht nur, weil die Kanzel mit Martin Luther auf der Kanzeltür immer belebt scheint.)